Möglichkeiten der sensorischen Integrationstherapie (SI) beim Aufmerksamkeitsdefizit (ADS)
Das Aufmerksamkeitsdefizit kann durch eine unangemessene Verarbeitung der Wahrnehmung im Nervensystem hervorgerufen werden. Dieses Verarbeitungsdefizit im zentralen Nervensystem kann im Rahmen der sensorischen Integrationstherapie behandelt werden.
Im Nervensystem wird die Aufmerksamkeit reguliert. Sensorische Informationen aus unserem Körper
(Nahsinne) und aus unserem Umfeld (Fernsinne) gelangen von den Sensoren der Sinnesorgane über unser Nervensystem zur zentralen Verarbeitung im Gehirn.
Die Informationen sind wie Puzzleteile eines Bildes. Auf ihren Weg zur Zentrale werden sie
gefiltert, sortiert und geordnet.
Diese Informationen nun zu deuten und eine Handlungsantwort zu entwerfen sowie entsprechend zu reagieren nennen wir sensorische Integration (SI).
Kinder mit mangelnder innerer Steuerung ihres Erregungslevels wie z. B. beim Aufmerksamkeitsdefizit ADS, zeigen häufig ein Verhalten das von Vorsicht, Angst und Abwehr geprägt ist. Sie zeigen daher Ausweich- und Vermeidungsstrategien.
Mangelnde Erfahrungen wiederum machen unsicher, es können weitere Beeinträchtigungen entstehen. Dies wird in Fachkreisen sensorische Defensivität genannt.
Innerhalb der Ergotherapie stehen verschiedene, sich zum Teil ergänzende Therapiekonzepte zu
Verfügung (z.B. Sensorische Integrationstherapie, Somationstechnik mit Gelenkapproximation,
Neurofeedback etc.), die gezielt eingesetzt werden können um regulierend einzugreifen.
Um herauszufinden welche Therapieformen hier angezeigt und erfolgsversprechend sind, braucht der/die ErgotherapeutIn ein individuelles Profil des Kindes. Deshalb muss durch ein Gespräch (ausführliche Anamnese) über die frühe Entwicklung herausgefunden werden, ob es Anzeichen für
z. B. Überempfindungen und/oder Unterempfindungen sowie Störungen der Bewegungsentwicklung gegeben hat oder noch gibt.
Bei Kindern mit einer Entwicklungsstörung, wie beim Aufmerksamkeitsdefizit ADS, kann die sensorische Integrationstherapie sehr wirkungsvoll sein, z. B. im auditiven (hören), visuellen (sehen), taktilen (fühlen, Berührung), tiefensensiblen (spüren der Stellung, Kraft, Bewegung) und im vestibulären System (Gleichgewicht, Aufrichtung gegen die Schwerkraft).
In der Behandlung nutzt der/die ErgotherapeutIn seine Kenntnis der hemmenden und
regulierenden Mechanismen im Nervensystem. Außerdem werden Hilfen für das häusliche Umfeld (auch Kindergarten/Schule) gegeben. Zudem verschafft die sensorische Integration dem Kind eine verbesserte Eigenwahrnehmung, die wiederum wichtig für die Selbstregulation ist und sich positiv auf die Aufmerksamkeit und Konzentration auswirkt.